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Text File  |  1992-10-07  |  6KB  |  116 lines

  1. Bielefeld war eine Reise wert!
  2.  
  3. Ein Besuch auf der Amiga-Internet-Party V.92
  4.  
  5.  
  6. Es begann ohne Warnung: Am frühen Nachmittag des 11. 9. fuhren die ersten
  7. Wagen am Pfarrzentrum von Bielefeld-Steinhagen vor.  Junge Leute stiegen
  8. aus, und begannen größere Mengen von High-End Amiga-Anlagen ins Gebäude zu
  9. schaffen.  Es waren die ersten Vorboten einer Invasion, die bis zum Abend
  10. des darauffolgenden Samstags andauerte, und die rund 60 geladene Gäste aus
  11. der ganzen Bundesrepublik anzog.
  12.  
  13. Die erlesene Gästeschar war der Einladung von Markus "Ill" Illenseer
  14. gefolgt, der auch dieser Jahr wieder zur Amiga-Internet-Party geladen
  15. hatte:  Von Freitag bis Sonntag Nachmittag sollten seine Bekannten aus dem
  16. IRC die Gelegenheit haben, sich im Rahmen einer gemütlichen Session endlich
  17. einmal kennenzuernen, bzw.  sich wiederzusehen.
  18.  
  19. Den Terminus "Amiga-Party" trug die Veranstaltung übrigen zu recht:  Fast
  20. jeder der Besucher hatte zumindest einen Teil seiner Rechneranlage
  21. mitgebracht.  Während die A2000 und 3000 deutlich in der Überzahl waren,
  22. wurden auch vereinzelt A500 und nicht zuletzt auch "Amiga Classic"
  23. gesichtet.  Der Hardware-Kenner konnte einige gewagte Umbauten besichtigen,
  24. so z.B.  die Harddisk in der Holzkiste, oder den Selbstbau-Tower (Zitat von
  25. Georg "Gio" Magschok, dem Besitzer:  "Meine Freundin ist unterm Tisch") mit
  26. der Tastatur im "Einstürzende Neubauten"-Design.  Eine absolute Ausnahme
  27. war ein einsamer 386er-PC, der erst im Laufe des Samstagabends als
  28. "Wolfenstein-Server" eine gewisse Beachtung fand.
  29.  
  30.  
  31. Die Prominenz
  32.  
  33. Natürlich war auch der größte Teil der deutschen Amiga-Prominenz vertreten:
  34. Neben dem Gastgebern "Ill" und dem ASwarm Coautor Matthias "Tron" Scheler
  35. konnte man auch Stefan Becker (Toolmanager), Olaf Barthel (Term), Roland
  36. Bless (ARN), Angela Schmidt (DisKey) oder Holger Lubitz (Ex Amiga Juice,
  37. jetzt Amiga Plus) kennenlernen.  Auch in Sachen Hardware war gut vorgesorgt, 
  38. denn neben den Domino-Entwicklern war auch Henning Schmiedehausen anwesend,
  39. der den Prototypen eines Multiserial/Parallel Boards vorführte, das über HK
  40. Computer vertrieben werden soll.  So war Bielefed eine großartige Gelegenheit, 
  41. neueste Entwicklungen zu begutachten, und bereits bestehende durch Bug-Reports
  42. zu verbessern.
  43.  
  44.  
  45. Spiel und Spaß
  46.  
  47. Auf der Spiele-Front konnte das Preview des Action/Knobel-Spiels "Pyramids"
  48. begeistern, dessen Spielprinzip alten C-64 Hasen aus dem Klassiker
  49. "Thunderbirds" bekannt sein dürfte. Und wer immer schon den Joystick seiner
  50. Träume gesucht hatte, der konnte bei Stephan Rankers fündig werden, der
  51. hier seine handgefertigten Luxus-Joysticks feilbot: Von außen konnte man
  52. sie ja gerade noch mit einer aufgepeppten Spielhallen-Armatur vergleichen.
  53. Aber das Innenleben! Eine kleine Platine mit Intel-Prozessor ist das
  54. Kernstück des wirklich einzigen frei programmierbaren Joysticks der Welt!
  55. Natürlich macht ihn der Preis von DM 175.- nicht gerade zu einem
  56. Mitnahme-Artikel, doch wer ihn im Laufe des verlängerten Wochenendes einmal
  57. probegespielt hatte, der legte ihn nur ungern wieder aus der Hand.
  58.  
  59. In den weniger produktiven Stunden wurde überhaupt gerne gespielt: Dank
  60. reichlich vorhandener serieller Kabel war "Lotus Turbo Challenge" im
  61. Vier-Spieler-Modus einer der Top-Favoriten. Etwas abseits wurde eine Art
  62. von seriellem Token-Ring-Netzwerk installiert, das die unabdingbare
  63. Vorraussetzung für das Multiplayer-Strategiespiel "Conqueror of Toran"
  64. bildete. Und der PC war zumindet in der Nacht von Samstag auf Sonntag gut
  65. ausgelastet, als sein Besitzer in "Wolfenstein 3D" versuchte, Hitlers
  66. bösem Treiben ein Ende zu machen. Es werden übrigens noch Wetten angenommen,
  67. wie lange die Bundesprüfstelle noch braucht, diesen Titel auf den Index zu
  68. setzen...
  69.  
  70.  
  71. Thema Netzwerk
  72.  
  73. Bei einer so großen Schar von Netzwerkern war natürlich klar, daß auch die
  74. vorhandenen Amigas soweit wie möglich vernetzt werden sollten: Zahlreich
  75. mitgebrachte serielle und parallele Kabel verhalfen den Lowcost-Netzwerken
  76. Sernet und Parnet zu ungeahnter Popularität. Natürlich war die Freude groß,
  77. als engagierte Freaks entdeckten, daß ein Sernet als Gateway zwischen zwei
  78. Parnets dienen konnte... wenngleich auch nicht immer ganz klar war, welcher
  79. Zugriff gerade wo stattfand. Gegen Samstag Abend traf dann endlich auch
  80. eine Ladung von Ethernet-Karten ein, die dann auch gleich ausprobiert
  81. werden wollten. Das mitgelieferte Telnet wußte zwar nicht durch
  82. Geschwindigkeitsrekorde zu überzeugen, aber dafür konnte per Ethernet
  83. erstmals auch der Multi-User-Dungeon "Nightfall" auf einem Amiga angetestet
  84. werden.
  85.  
  86.  
  87. Das Rahmenprogramm
  88.  
  89. Doch die Party sollte mehr als nur eine kollegiale Hacker-Runde sein: Als
  90. Hauptattraktion der Party war ein Programmierwettbewerb angesagt, bei dem
  91. es darum ging, das "Most Useless Program" - kurz MUP - zu schreiben. Gegen
  92. Sonntag Nachmittag konnten denn auch einige sehr sinnlose Programme
  93. besichtigt werden: Zu nennen wäre ein Utility von Angela Schmidt, mit dem
  94. eine beliebige Guru-Nummer für den nächsten Absturz eingestellt werden kann, 
  95. oder Michael "mlelstv" van Elst's Drachenflugsimulator für Papierdrachen.
  96. Von Georg "Gio" Magschok stammte ein ARexx-Script, das den SetDate-Befehl
  97. von AmigaDOS jeglicher Funktionalität beraubte. Der erste Preis gebührte
  98. jedoch der Demo-Version eines Directory-Utilities, das zwar eine komplette
  99. Bedienoberfläche besaß, aber zu rein garnichts zu gebrauchen war. Als
  100. Trophäe wurde dem siegreichen Team ein vom Nessy-Fan-Club gestifteter
  101. A0-Plot eines Apfelmännchens überreicht. Der für Samstag Nachmittag
  102. geplante Ausflug ins Schwimmbad fand allerdings nur in kleinerm Unfang als
  103. geplant statt. 
  104.  
  105. Schließlich kam am Sonntag Nachmittag die Zeit für die Abreise: Nach und
  106. nach begannen erschöpfte Freaks, ihre Kabel aufzurollen, und ihre Rechner
  107. langsam abzubauen. Die meistgestellte Frage des Nachmittags war natürlich:
  108. "Wie kann ich meinen Mehrfachstecker ausbauen, ohne mir den tödlichen Zorn
  109. der noch Anwesenden zuzuziehen?". Im Zuge des Exodus packte auch ich meine
  110. Sachen, um mich auf den langen Heimweg zu machen. Wie später zu hören war,
  111. gab es auch beim Verlassen des Gebäudes keine Probleme, so daß einer
  112. Wiederholung der Amiga-Party auch im nächsten Jahr nichts im Wege steht.
  113.  
  114. Mir hat es in Bielefeld bestens gefallen, und ich glaube auch im Namen
  115. aller Teilnehmer zu sprechen, wenn ich mich bei "Ill" und "Tron" für die
  116. gastfreundliche Aufnahme bedanke! Na denn mal bis nächstes Jahr! (thb)