home
***
CD-ROM
|
disk
|
FTP
|
other
***
search
/
Aminet 1 (Walnut Creek)
/
Aminet - June 1993 [Walnut Creek].iso
/
aminet
/
pix
/
irc
/
bielefeld.lha
/
Bielefeld.txt
< prev
next >
Wrap
Text File
|
1992-10-07
|
6KB
|
116 lines
Bielefeld war eine Reise wert!
Ein Besuch auf der Amiga-Internet-Party V.92
Es begann ohne Warnung: Am frühen Nachmittag des 11. 9. fuhren die ersten
Wagen am Pfarrzentrum von Bielefeld-Steinhagen vor. Junge Leute stiegen
aus, und begannen größere Mengen von High-End Amiga-Anlagen ins Gebäude zu
schaffen. Es waren die ersten Vorboten einer Invasion, die bis zum Abend
des darauffolgenden Samstags andauerte, und die rund 60 geladene Gäste aus
der ganzen Bundesrepublik anzog.
Die erlesene Gästeschar war der Einladung von Markus "Ill" Illenseer
gefolgt, der auch dieser Jahr wieder zur Amiga-Internet-Party geladen
hatte: Von Freitag bis Sonntag Nachmittag sollten seine Bekannten aus dem
IRC die Gelegenheit haben, sich im Rahmen einer gemütlichen Session endlich
einmal kennenzuernen, bzw. sich wiederzusehen.
Den Terminus "Amiga-Party" trug die Veranstaltung übrigen zu recht: Fast
jeder der Besucher hatte zumindest einen Teil seiner Rechneranlage
mitgebracht. Während die A2000 und 3000 deutlich in der Überzahl waren,
wurden auch vereinzelt A500 und nicht zuletzt auch "Amiga Classic"
gesichtet. Der Hardware-Kenner konnte einige gewagte Umbauten besichtigen,
so z.B. die Harddisk in der Holzkiste, oder den Selbstbau-Tower (Zitat von
Georg "Gio" Magschok, dem Besitzer: "Meine Freundin ist unterm Tisch") mit
der Tastatur im "Einstürzende Neubauten"-Design. Eine absolute Ausnahme
war ein einsamer 386er-PC, der erst im Laufe des Samstagabends als
"Wolfenstein-Server" eine gewisse Beachtung fand.
Die Prominenz
Natürlich war auch der größte Teil der deutschen Amiga-Prominenz vertreten:
Neben dem Gastgebern "Ill" und dem ASwarm Coautor Matthias "Tron" Scheler
konnte man auch Stefan Becker (Toolmanager), Olaf Barthel (Term), Roland
Bless (ARN), Angela Schmidt (DisKey) oder Holger Lubitz (Ex Amiga Juice,
jetzt Amiga Plus) kennenlernen. Auch in Sachen Hardware war gut vorgesorgt,
denn neben den Domino-Entwicklern war auch Henning Schmiedehausen anwesend,
der den Prototypen eines Multiserial/Parallel Boards vorführte, das über HK
Computer vertrieben werden soll. So war Bielefed eine großartige Gelegenheit,
neueste Entwicklungen zu begutachten, und bereits bestehende durch Bug-Reports
zu verbessern.
Spiel und Spaß
Auf der Spiele-Front konnte das Preview des Action/Knobel-Spiels "Pyramids"
begeistern, dessen Spielprinzip alten C-64 Hasen aus dem Klassiker
"Thunderbirds" bekannt sein dürfte. Und wer immer schon den Joystick seiner
Träume gesucht hatte, der konnte bei Stephan Rankers fündig werden, der
hier seine handgefertigten Luxus-Joysticks feilbot: Von außen konnte man
sie ja gerade noch mit einer aufgepeppten Spielhallen-Armatur vergleichen.
Aber das Innenleben! Eine kleine Platine mit Intel-Prozessor ist das
Kernstück des wirklich einzigen frei programmierbaren Joysticks der Welt!
Natürlich macht ihn der Preis von DM 175.- nicht gerade zu einem
Mitnahme-Artikel, doch wer ihn im Laufe des verlängerten Wochenendes einmal
probegespielt hatte, der legte ihn nur ungern wieder aus der Hand.
In den weniger produktiven Stunden wurde überhaupt gerne gespielt: Dank
reichlich vorhandener serieller Kabel war "Lotus Turbo Challenge" im
Vier-Spieler-Modus einer der Top-Favoriten. Etwas abseits wurde eine Art
von seriellem Token-Ring-Netzwerk installiert, das die unabdingbare
Vorraussetzung für das Multiplayer-Strategiespiel "Conqueror of Toran"
bildete. Und der PC war zumindet in der Nacht von Samstag auf Sonntag gut
ausgelastet, als sein Besitzer in "Wolfenstein 3D" versuchte, Hitlers
bösem Treiben ein Ende zu machen. Es werden übrigens noch Wetten angenommen,
wie lange die Bundesprüfstelle noch braucht, diesen Titel auf den Index zu
setzen...
Thema Netzwerk
Bei einer so großen Schar von Netzwerkern war natürlich klar, daß auch die
vorhandenen Amigas soweit wie möglich vernetzt werden sollten: Zahlreich
mitgebrachte serielle und parallele Kabel verhalfen den Lowcost-Netzwerken
Sernet und Parnet zu ungeahnter Popularität. Natürlich war die Freude groß,
als engagierte Freaks entdeckten, daß ein Sernet als Gateway zwischen zwei
Parnets dienen konnte... wenngleich auch nicht immer ganz klar war, welcher
Zugriff gerade wo stattfand. Gegen Samstag Abend traf dann endlich auch
eine Ladung von Ethernet-Karten ein, die dann auch gleich ausprobiert
werden wollten. Das mitgelieferte Telnet wußte zwar nicht durch
Geschwindigkeitsrekorde zu überzeugen, aber dafür konnte per Ethernet
erstmals auch der Multi-User-Dungeon "Nightfall" auf einem Amiga angetestet
werden.
Das Rahmenprogramm
Doch die Party sollte mehr als nur eine kollegiale Hacker-Runde sein: Als
Hauptattraktion der Party war ein Programmierwettbewerb angesagt, bei dem
es darum ging, das "Most Useless Program" - kurz MUP - zu schreiben. Gegen
Sonntag Nachmittag konnten denn auch einige sehr sinnlose Programme
besichtigt werden: Zu nennen wäre ein Utility von Angela Schmidt, mit dem
eine beliebige Guru-Nummer für den nächsten Absturz eingestellt werden kann,
oder Michael "mlelstv" van Elst's Drachenflugsimulator für Papierdrachen.
Von Georg "Gio" Magschok stammte ein ARexx-Script, das den SetDate-Befehl
von AmigaDOS jeglicher Funktionalität beraubte. Der erste Preis gebührte
jedoch der Demo-Version eines Directory-Utilities, das zwar eine komplette
Bedienoberfläche besaß, aber zu rein garnichts zu gebrauchen war. Als
Trophäe wurde dem siegreichen Team ein vom Nessy-Fan-Club gestifteter
A0-Plot eines Apfelmännchens überreicht. Der für Samstag Nachmittag
geplante Ausflug ins Schwimmbad fand allerdings nur in kleinerm Unfang als
geplant statt.
Schließlich kam am Sonntag Nachmittag die Zeit für die Abreise: Nach und
nach begannen erschöpfte Freaks, ihre Kabel aufzurollen, und ihre Rechner
langsam abzubauen. Die meistgestellte Frage des Nachmittags war natürlich:
"Wie kann ich meinen Mehrfachstecker ausbauen, ohne mir den tödlichen Zorn
der noch Anwesenden zuzuziehen?". Im Zuge des Exodus packte auch ich meine
Sachen, um mich auf den langen Heimweg zu machen. Wie später zu hören war,
gab es auch beim Verlassen des Gebäudes keine Probleme, so daß einer
Wiederholung der Amiga-Party auch im nächsten Jahr nichts im Wege steht.
Mir hat es in Bielefeld bestens gefallen, und ich glaube auch im Namen
aller Teilnehmer zu sprechen, wenn ich mich bei "Ill" und "Tron" für die
gastfreundliche Aufnahme bedanke! Na denn mal bis nächstes Jahr! (thb)